Warum fällt der Transfer von Wissen und Erfahrungen so schwer?
Das ist wohl die 1 Millionen Dollar Frage – und der hat sich faktor4 verschrieben. Im Alltag begegnen uns viele Gründe, warum die Weitergabe von Wissen nicht gelingt:
- Wissen und Nicht-Wissen ist für Menschen ein sensibles Thema.
- Die Kommunikation zwischen Wissensgeber und Wissensnehmer hat einige Fallstricke.
- Dokumentationen sind teilweise veraltet; oft nicht leserfreundlich und nicht attraktiv aufbereitet.
- Den Experten und Wissensgebern fehlt es an didaktischen Fähigkeiten.
- Es herrscht der Glaube vor: „Das sind Erfahrungen - die muss jeder selber machen.“
- Menschliche Schwächen wie Angst vor Statusverlust, Unsicherheiten, falsche Bescheidenheit hindern Wissen weiterzugeben.
- Es wird sich nicht die Zeit dafür genommen bzw. man verzettelt sich in der zur Verfügung stehenden Zeit.
- Wissenstransfer ist in der Regel kein Bestandteil von Zielvereinbarungen.
„Wissen ist wie Wasser“ – damit es fließt, braucht es gute Bedingungen:
- Ein Gefälle – also Menschen, die Wissen haben und Menschen, die Wissen brauchen. Dieses Gefälle ist eigentlich immer da, denn es ist ein Grundbedürfnis von Menschen, sich auszutauschen und eine Sehnsucht nach einer Umgebung, in der das möglich ist und gut gelingen kann.
- Wissen muss gelenkt werden, in Bahnen fließen. Damit sind geeignete Prozesse, Abläufe und Spielregeln gemeint, die Wissen in die richtige Richtung lenken.
- Wissen muss am Ende aufgefangen werden – das könnte zum Beispiel eine geeignete IT-Lösung sein, die das Hineingeben und Herausholen von Informationen attraktiv macht. Und es braucht einen menschlichen Auffänger, der idealerweise über die nötigen Talente verfügt, um die Information schnell in gewinnbringende Aktivitäten umsetzen zu können.
- Der Aggregatzustand kann wechseln von „gefroren“ (gesichertes oder gar „gehortetes“ Wissen) in „flüssig“ (Wissen wird frei gegeben, kann fließen). Aber auch „flüchtige Aggregatzustände“ (Vermutungen, Gerüchte, Hypothesen, subjektive Einschätzungen etc.) sind zu beachten, weil sie eine wichtige Quelle unter anderem auch für Innovationen sind.
Je besser diese Rahmenbedingungen erfüllt sind, desto leichter fließt das Wissen – andernfalls entstehen Hürden, die den Wissensfluss einengen oder gar zu einem Rinnsal machen.
Eine andere Metapher findet sich auch in der Literatur. Im Geleitwort zum Buch „Wissensmanagement, Wissenstransfer, Wissensnetzwerke“ von Richard Pircher vergleicht Dr. Heiss einen Wissensmanager mit einem Gärtner. Dieser hat die Aufgabe, den Wissensbaum zu pflegen, „aber die Energie für diesen Baum kommt - wie in der Natur - nicht vom Gärtner, sondern vom gigantischen Wissenspotential der Mitarbeiter“. Wissen brauche also vor allem „Licht, Dünger und Kommunikation“.
In der Praxis steht diese Notwendigkeit zum „wachsen lassen“ in Konkurrenz zu ebenso notwendigen Planungs- und Kontrollmechanismen und dadurch entsteht ein klassisches Dilemma: eine bipolare Situation, bei der eine Stärkung des einen Pols nur auf Kosten des anderen Pols gelingt. Ein Dilemma lässt sich aber - im Unterschied zu einem Problem - nicht durch eine Entscheidung lösen, sondern nur managen, indem die beiden Pole in einer guten Balance gehalten werden.
Wissen in Bewegung wirkt
Wenn Wissen einmal in Bewegung ist, bedeutet das für Unternehmen:
- verkürzte und effektivere Einarbeitungen - weil von Anfang an weniger Fehler gemacht werden und mehr Sicherheit für den Nachfolgenden herrscht.
- Schutz vor plötzlichem Wissensverlust - weil wichtiges Wissen und wichtige Erfahrungen systematisch gesichert werden.
- positiveres Arbeitsklima - weil das gezielte Teilen von Erfahrungen allen Kollegen nutzt.
- bessere Performance - weil gute Erfahrungen multipliziert und Fehler nicht mehrfach gemacht werden.
- Weiterentwicklung und Innovation - weil durch das Teilen von Erfahrungen fast automatisch neue Ideen entstehen.